Was verbindet?

Händekranz

Da stehen wir zusammen in großer Runde. Darunter: ein 89-Jähriger, zwei 13-jährige Konfirmanden, eine Mittdreißigerin mit einem Baby auf dem Arm, ein Ehepaar Mitte fünfzig, und eines um die siebzig, zwei Familien mit Kindern im Alter von vier bis zehn, eine Geschäftsfrau in den Vierzigern, ein Student Anfang 20, ein Frührentner Mitte 50.

Da stehen wir zusammen in großer Runde. Verschiedener könnten wir nicht sein. Verschieden das Alter, die Lebensumstände, der Beziehungsstatus, die Hobbys, der Beruf. Wir haben nicht viele Gemeinsamkeiten und sonst treffen wir uns kaum.

Üblicherweise haben wir Kontakt mit unseresgleichen. Mit Familie und Freunden. Mit Leuten gleichen Alters, ähnlicher Bildung und gleichen Interessen, mit Vereinskameraden und Chormitgliedern oder sympathischen Arbeitskolleginnen und -kollegen. Aber jetzt reichen wir uns alle die Hand. Ich halte und werde gehalten. Ich bin ein Teil einer Gemeinschaft, die mehr ist als die Leute, mit denen ich mich gerne abgebe oder Tag für Tag zu tun habe.

"Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, […], sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden." Das schreibt Paulus im Römerbrief.

Gemeinde wie ein Körper mit vielen verschiedenen Teilen. Fuß und Auge, Ohr und Lunge, Finger und Gehirn. Jedes Teil hat seine Besonderheit, jedes ist wichtig. Die Verschiedenheit trennt nicht, sondern bereichert. Und alle werden zusammen gehalten. Nicht durch eigene Willensanstrengung, sondern durch Jesus Christus.

Ein Körper mit vielen Teilen. Und du bist eins davon. Mit deiner Lebensgeschichte und deinen Erfahrungen. Mit deinen Prägungen und deiner Persönlichkeit. Mit deinem Know-How und deinen Ideen. Mit deinen Gedankengängen und deinem Glauben. Jesus bindet dich hinein in ein größeres Ganzes. Er stiftet Gemeinschaft. Die muss niemand von uns erst künstlich herstellen. Keine Harmoniesoße drüberkippen und kein künstliches Wir-Gefühl produzieren. Jesus macht. Hat es schon gemacht, mit jeder Taufe.

"Reicht einander die Hand als Zeichen unserer Gemeinschaft in Jesus Christus", sage ich beim Abendmahl am Ende und wir reichen uns die Hand. Und dann wird es mir wieder bewusst, was seit der Taufe gilt: Ich gehöre dazu und du. Wir gehören zusammen und zu Jesus. Und er ist jetzt da, in unserer Mitte.

Ihre Pfarrerin Kerstin Baderschneider