Wer ist mein Nächster?

Segen

Wer kann helfen? Die alte Frau Mayer schafft es einfach nicht mehr, kann ihre Wohnung nicht mehr verlassen, wegen dem Schwindel im Kopf auch nicht mehr putzen oder den Garten machen. Gleichwohl ist sie geistig noch fit und möchte nicht in ein Pflegeheim, vieles ist zuhause einfach schön: der vertraute Blick aus dem Fenster auf den Kirchturm, die Nachbarn, die manchmal auf ein Schwätzchen vorbei kommen.

Wer kann da helfen, wenn die Angehörigen nicht in der Nähe wohnen oder arbeiten müssen?

Es klingt wie ein Werbespruch, aber es ist tatsächlich so, die Diakonie hilft. Die Diakonie schickt jemanden, der im Haushalt hilft oder eine Schwester, die bei der Körperpflege hilft und beim Anziehen der Kompressionsstrümpfe unterstützt, notwendige Spritzen gibt oder Verbände wechselt. Wirklich gut, dass es da Hilfe gibt, die in die eigenen vier Wände kommt.

Die Diakonie, der Dienst am Nächsten, war schon für die ersten Christen ein wichtiges Anliegen. Bereits im ersten Jahrhundert gab es in der Kirche das Amt des Diakons, um Witwen und Waisen zu unterstützen. Inzwischen ist diese Nächstenhilfe und Nächstenliebe eine ziemlich institutionalisierte Angelegenheit, die meist vom Staat und mittlerweile nicht mehr nur von kirchlichen Einrichtungen wie der Diakonie, sondern auch von vielen privaten Anbietern übernommen wird.

Doch Nächstenliebe bleibt ein Auftrag an alle Christen. „Wer ist denn mein Nächster?“ fragte ein Schriftgelehrter Jesus und der antwortete ihm mit einer ganzen Geschichte. Er erzählte von einem, der auf dem Weg nach Jericho unter die Räuber fiel, die ihn ausraubten und schwer verletzt liegen ließen. Wer half diesem Halbtoten schließlich? – Nicht der Priester, sondern der Ausländer, der Samaritaner. „Geh hin und tu desgleichen!“ sagt Jesus am Ende.

„Geh hin und tu desgleichen!“- das heißt helfen, wo es gebraucht wird. Das kann auch ganz in der Nähe sein. Von Diakonieschwestern, die in Nürnberg arbeiten, habe ich gehört, dass die Schwestern oft die Einzigen sind, die bei den alten Menschen, die nicht mehr aus dem Haus können, vorbei kommen. Die einzige menschliche Ansprache für den ganzen Tag.

Schön, wenn wir dafür sorgen, dass es den Kranken und Alten bei uns auf dem Dorf nicht so geht, dass sich nur noch der Pflegedienst für sie interessiert. Schön, wenn bei Frau Mayer die Nachbarn vorbei schauen. Wunderbar, wenn wir es schaffen füreinander da zu sein.

Ihre Pfarrerin Monika Bogendörfer